Rheinmetall: Panzertürme aus Kassel & Produktion im Ausland
Das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall baut seinen Standort in Kassel aus.Das Unternehmen teilte am 12. Dezember 2017 mit, dass eine neue Entwicklungsabteilung für Panzertürme im Kasseler Industriepark „Werk Mittelfeld“ angesiedelt werden soll.
20 Ingenieure der Fachrichtung Maschinenbau und Elektrotechnik werden für dieses Projekt gesucht. Schon seit Monaten vergrößert sich das Kasseler Rüstungsunternehmen. Bis zum Jahresende sollen 200 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Zahl der Beschäftigten erhöht sich damit auf über 1000 Mitarbeiter. Rheinmetall bewirbt sich gemeinsam mit Krauss-Maffei Wegmann um einen Großauftrag für 225 Boxer-Radpanzer, die nach Australien geliefert werden sollen. Außerdem hoffen die Rüstungsproduzenten auf einen Zuschlag aus Großbritannien für weitere 500 Radpanzer dieser Kategorie. (1)
Das Geschäft mit Kriegsgerät läuft gut:
Die Aufrüstungspläne der Bundeswehr und die weltweit zunehmenden Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen sorgen für volle Auftragsbücher.
Die Rüstungsexportpolitik ist, wie von der Bundesregierung behauptet, keineswegs restriktiv und verantwortungsvoll. Im vergangenem Jahr gingen über die Hälfte der Lieferungen an Drittstaaten, die nach Richtlinien der Bundesregierung eigentlich nur in Ausnahmefällen Rüstungsgüter erhalten dürften. (2) Saudi-Arabien stand dabei an dritter Stelle der Exportgenehmigungen und die Vereinigten Arabischen Emirate befanden sich auf Platz 8. (3) Das ist ein riesiger Skandal, denn diese Länder führen im Jemen Krieg!
Rheinmetall will Exporte in alle Welt absichern und gründet Gemeinschaftsunternehmen und Tochterfirmen im Ausland, um satte Gewinne ohne Behinderungen einstreichen zu können.
Die Firma Rheinmetall geriet im Jahr 2017 in die Schlagzeilen, weil sie mit einem Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture) in der Türkei eine Panzerfabrik plante. Rheinmetall-Manager Andreas Schwer hatte sich bereits im Sommer 2016 in einem Interview mit einem in der Türkei erscheinenden Branchendienst ausführlich zu dem geplanten Geschäft geäußert. Schwer klagte über die "zunehmend rigiden Exportkontrollregimes", die in Ländern wie Deutschland greifen. Rheinmetall-Produkte ließen sich daher kaum noch aus Deutschland "in strategische Wachstumsregionen wie den Nahen Osten exportieren". (4)
Von regiden Exportkontrollen kann leider keine Rede sein, aber die Möglichkeit, dass es zu Ausfuhrverboten kommt, führte sicherlich dazu, dass Rheinmetall über Tochterfirmen und Joint-Ventures mit lokalen Rüstungsfirmen im Ausland die bundesdeutschen Rüstungsstandards umgeht. Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte dazu in einem Interview (März 2017) : „Wenn wir deutsche Technologie in die Türkei liefern wollen, muss die Bundesregierung zustimmen. Wenn wir in der Türkei deutsche Technologie bauen, muss Deutschland auch das genehmigen. Aber wenn wir mit Partnern in der Türkei einen türkischen Panzer entwickeln und bauen, dann ist die Bundesregierung daran nicht beteiligt.“ (5)
Die Rheinmetall AG verlagert ihre Produktion von Rüstungsgütern in Länder mit niedrigen Sicherheitsstandards und laxen Exportkontrollen, zum Beispiel nach Saudi-Arabien, Algerien und Südafrika. Der Bau einer Panzerfabrik in der Türkei wird zur Zeit vom Konzern bestritten, auch wenn hierfür bereits in der Türkei ein Gemeinschaftsunternehmen (RBSS) gegründet wurde, das Verhandlungen über den Bau von 1000 Panzern für das Golfemirat Katar geführt haben soll. (6)
Über Tochterfirmen und Joint-Ventures mit lokalen Rüstungsfirmen werden Waffen von Rheinmetall in alle Welt geliefert. In Saudi-Arabien betreibt der Konzern mit einem staatlichen südafrikanischen Partnerunternehmen eine Munitionsfabrik (Rheinmetall Denel Munition) und verdient auf diese Weise, ohne das Risiko von Exportbeschränkungen, an Saudi-Arabiens erbarmungslosem Krieg im Jemen. (7)
Der weltweite Waffenhandel ist für Rheinmetall ein überaus wichtiges Standbein. Die Rüstungssparte des Unternehmens erwirtschaftete im Jahr 2016 fast 70 Prozent ihres Umsatzes mit Kunden außerhalb Europas. (8)
Quellen:
(1) https://www.hna.de/kassel/rheinmetall-will-wieder-panzertuerme-bauen-entwicklung-in-kassel-9444873.html
(2) https://www.welt.de/wirtschaft/article165516453/An-diese-Laender-liefert-Deutschland-die-meisten-Waffen.html
(3) http://ruestungsexport-info.de/zahlen-fakten/ruestungsexportberichte-der-bundesregierung.html
(4) https://www.stern.de/wirtschaft/news/rheinmetall-baut-panzer-in-der-tuerkei---der-absolute-wahnsinn--7367184.html
(5) http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/rheinmetall-chef-armin-papperger-die-tuerkische-regierung-moechte-dass-wir-in-der-tuerkei-produzieren/19534090.html
(6) https://correctiv.org/recherchen/stories/2017/03/09/deutsche-panzer-fuer-erdogan/
(7) https://www.n-tv.de/wirtschaft/Rheinmetall-baut-Munition-in-Saudi-Arabien-article17480801.html
(8) https://www.ohne-ruestung-leben.de/nachrichten/article/munitionsexporte-rheinmetall-einladung-zur-studienpraesentation-99.html