Gegen Krieg als Klimakiller
Kundgebung von Fridays for Future vor dem Rüstungskonzern Krauss-Maffay-Wegmann, 7. Februar 2020Ein Redebeitrag von Rolf Wekeck (Kasseler Friedensforum)
Umweltkiller Militär
Über die großen nichtmilitärischen Gefahren für unseren Planeten sind die meisten von euch sicher informiert. Das ist nicht vom Himmel gefallen, da habt ihr mächtig was für getan. Und das finden die umweltfreundlich denkenden Menschen ganz toll. Thema dieser Kundgebung ist nun: Umweltkiller Militär. Wenn alles aufgezählt werden sollte, dann müssten wir das ganze Wochenende hier verbringen. Deshalb werden von mir nur einige Punkte stichwortartig aufgeführt, die sich an konkreten Ereignissen festmachen.
In allen Kriegen ist das Militär für massive Umweltschäden verantwortlich. Nach den Kriegen bleiben Zerstörungen und Verseuchungen. Von den toten, den verletzten, den traumatisierten Menschen ganz zu schweigen.
Vom 1. und 2. Weltkrieg liegen immer noch über 1 Millionen Tonnen Kampfstoffe auf dem Meeresboden von Nord- und Ostsee. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie rosten und ins Meerwasser geraten. Dazu kommt noch viel Kriegsgerät.
Weniger bekannt ist die Sprengstofffabrik Hirschagen/Hess. Lichtenau, eine der Größten des Dritten Reiches. Die hergestellten Sprengstoffe wurden in der Hauptsache von Zwangsarbeiterinnen in Bomben, Minen und Granaten verfüllt. Weder beim Bau der Fabrik noch bei der Produktion war der Schutz der Umwelt ein Thema. Die Losse war zum Kriegsende ein stinkender, braungelber Bach. Große Teile des Bodens und des Grundwassers waren verseucht. Erst nach 1984 kam es zur umfangreichen Sanierung. Es wurden 200.000 t mit Schadstoffen belasteter Boden entsorgt, Kosten 105 Millionen Euro zu Lasten des Steuerzahlers. Die Industriebetriebe, die mit der Fabrik ihre Geschäfte gemacht hatten, zahlten keinen Cent.
Teile der Fabrik stehen noch heute und können besichtigt werden.
Die US-Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki haben 200.000 Menschen gleich getötet und weite Gebiete radioaktiv verseucht. Und das Leiden und Sterben der Menschen geht bis heute weiter.
Daran erinnert das Kasseler Friedensforum auch in diesem Jahr und zwar am 6. August abends am Hiroshima-Ufer an der Fulda.
Die Atombombenversuche haben große Gebiete der Erde unbewohnbar gemacht. Nicht nur die oberirdischen, sondern auch die unterirdischen, denn einige Explosionen waren dabei so stark, dass auch die Deckschichten in die Luft flogen. Neue Verseuchungsgefahren entstehen durch den steigenden Meeresspiegel. Inseln, auf denen Atombombenversuche stattfanden, wie die Marshallinseln im Pazifik, werden überflutet und es nur eine nur eine Zeitfrage ist, wann das Wasser in die Schächte eindringt. Zum Thema Atombomben wäre noch viel zu sagen, denn einige Politiker sprechen davon, diese wieder als mögliche Option für Kriegseinsätze zu erwägen.
Im Vietnamkrieg wurden mehr Bomben abgeworfen als im gesamten Zweiten Weltkrieg. Die Folgen für Menschen, Fauna und Flora waren schrecklich. Mit dem US-amerikanischen chemischen Kampfstoff „Agent orange“ wurden Wälder entlaubt, Böden und Wasser in weiten Bereichen vergiftet. Das führte und führt immer noch dazu, dass viele Neugeburten mit geistigen und körperlichen Behinderungen auf die Welt kommen.
Was haben wir uns gefreut, als im Dezember 1997 in Ottawa das Abkommen zum Verbot von Landminen unterzeichnet wurde. Denn diese Waffe richtet sich gegen Zivilisten, vor allem gegen Kinder. Nach den Kriegen können landwirtschaftliche Flächen nicht genutzt werden, lebenswichtige Zugänge zu Wasserstellen sind blockiert, die Gesundheitsversorgung ist angesichts der viele verstümmelten Menschen hoffnungslos überfordert. Und dann trifft der US-Präsident Trump Ende Januar die Entscheidung, Landminen wieder zu erlauben. Dieses menschenfeindliche Tun ist nicht in Worte zu fassen. Dieser US-Präsident ist wegen seiner Machtfülle und Skrupellosigkeit eine große Gefahr für die Menschheit.
Uranmunition ist eine panzerbrechende Waffe, die ihr Ziel ausbrennen lässt. Das Uran verwandelt sich in einen feinen radioaktiven Staub, der vom Winde verteilt die Umwelt über Jahrhunderte verseucht. Eingesetzt wurde die Uranmunition u.a. im Irak von den USA und Großbritannien, auf dem Balkan von USA/NATO. Noch viele Jahre nach dem Krieg ist die Zivilbevölkerung Opfer dieses Kampfmittels.
Zu den aktuellen kriegsbedingten Umweltschäden gehören die brennenden Ölquellen im arabischen Raum, die massiven CO2-Verschmutzungen, die riesigen Zerstörungen, die Verseuchung von Wasser. Das Militär trägt durch seinen hohen Kraftstoffverbrauch und die ressourcenintensive Rüstungsindustrie im hohen Maße zu Klimaschäden bei.
Auch das im ersten Halbjahr 2020 geplante NATO-Manöver wird neben Schäden an der Infrastruktur erheblich dazu beitragen, dass die Luft weiter verpestet, Böden und Wasser verseucht werden.
Angesichts des von mir Geschilderten ist die Ignoranz der Regierenden nicht zu verstehen. Selbst wenn eindeutig zu erkennen ist, dass die Probleme mit ihrer Politik nicht zu lösen sind, siehe z.B. 18 Jahre Bundeswehreinsatz in Afghanistan oder das Klimapäckchen, werden die ausgelaschten Wege weiter begangen. Deshalb müssen wir bei allem Frust zusammen weitermachen.
Friedens- und Umweltbewegung sollten für ein neues Denken kämpfen: Für eine gemeinsame Sicherheit, ein gemeinsames Überleben und eine gemeinsame Zukunft.