"Brandbeschleuniger am Werk" - Leserbriefe zur "Erfolgsstory" des Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann in der Hessischen Allgemeinen
Im Dezember fiel der Startschuss für Kant - das ist der deutsch-französische Zusammenschluss der Panzerschmieden Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Nexter. Die Hessische Allgemeine (HNA) nahm dies jetzt zum Anlass, einen ganzseitigen Artikel über KMW zu veröffentlichen. Der Text unter der Überschrift "Panzerbauer haben gut zu tun" zog auch eine Reihe kritischer Leserbriefe nach sich."Rüstungsexporte auch aus Kassel tragen zur Verschärfung der Konflikte in Krisenregionen bei"
Euphorisch berichtet Ihre Zeitung über den Auftragsboom und das technologisch überlegene Know-How des Panzerbauers KMW.
„Heerestechnik’Made in Kassel’ gilt aus Nutzersicht als die sicherste weltweit.“
Was hier als „sicher“ gepriesen wird, bedeutet den sicheren Tod für unzählige Menschen, die diesen Hochleistungspanzern und anderer in dieser Firma entwickelten Waffensystemen in den Krisenregionen der Welt zum Opfer fallen. Ausgerechnet nach Katar, einem Land, in dem Menschenrechte missachtet werden und das bisher den Terrorismus des IS finanziell und politisch unterstützt hat, werden diese Kriegsgüter geliefert.
Die zunehmenden Auslandseinsätze der Bundeswehr bescheren der Rüstungsindustrie volle Auftragsbücher und satte Gewinne.
Zugleich tragen Rüstungsexporte auch aus Kassel zur Verschärfung der Konflikte in den Krisenregionen bei, führen zu Tod und Elend vieler Menschen, nähren neuen Terrorismus und treiben immer mehr Menschen in die Flucht.
Zurecht kritisiert die heimische Friedensbewegung diese todbringende Rüstungsproduktion und den Handel damit.
Nur mit weniger Waffen kann den zahlreichen Kriegen und Bürgerkriegen auf der Welt allmählich die Grundlage entzogen werden. Silvia Gingold
"Brandbeschleuniger am Werk"
In der verhängnisvollen Eskalation deutscher Militärpolitik gibt es neue Alarm-Signale. Frau von der Leyen verspricht 130 Milliarden Euro für die Bundeswehr, das sind rund 10 Milliarden pro Jahr für Aus- und Aufrüstung.
Der SPD Wehrbeauftragte im Bundestag fordert in seinem jährlichen Bericht, dass 2016 für die Truppe zum Wendejahr wird. Sein Bericht liest sich wie ein Aufrüstungsbericht, sagt dazu die Bundestagsabgeordnete Christine Buchholz (DIE LINKE) und beklagt eine wachsende Zahl von Bundeswehrauslandseinsätzen.
Die Türkei bekommt viel Geld für ihr Versprechen, Flüchtlinge von Europa fernzuhalten und bekämpft weiter militärisch die Kurden im eigenen Land.
Wer Kriege führt, unterstützt oder durch Waffenexporte möglich macht, gehört zu den Fluchtverursachern, auch wenn er noch so laut verkündet, Fluchtursachen zu bekämpfen.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn der Kasseler Panzerbauer KMW (Leopard, Puma und Co.) in der örtlichen Presse HNA einen Jubelartikel (Titel “Panzerbauer haben gut zu tun”) schreiben lässt, in dem sich die Superlative nur so überschlagen (“der Leopard gilt weltweit als bester schwerer Kamfpanzer”). Wenn auf einer ganzen Seite die Kasseler Rüstungsindustrie so gelobt wird, scheint sie allerdings eher ein Akzeptanzproblem in der Bevölkerung zu haben. Die Waffenexporte nach Saudi-Arabien und andere despotische Länder sind unvergessen.
Frank Skischus, Kasseler Friedensforum
"Panzer und Panzerhaubitzen geliefert, obwohl Katar an der Seite Saudi-Arabiens in Jemen im Krieg involviert ist."
Im Artikel vom 26.01. 2016 ist eine schöne Erfolgsstory der Panzerbauer Krauss- Maffei Wegmann zu lesen.
Beste schwere Panzer mit Hochleistungselektronik und höchster Präzision werden mit der Begründung angepriesen, dass Auslandseinsätze von Bundeswehr und befreundeten europäischen Streitkräften immer wichtiger werden. Herzlichen Glückwunsch! Das ist ja mal ein echtes Plädoyer für den Krieg und das Geschäft der deutschen Waffenproduktion! Aufträge für Katar, wie in der ersten Zeile gleich erwähnt, bringen die Produktion in Schwung. Im Jahr 2013 genehmigte die Bundesregierung 62 Leopard-2 Panzer für das Land. Im Herbst 2015 wurden die ersten Panzer und Panzerhaubitzen geliefert, obwohl Katar an der Seite Saudi-Arabiens in Jemen im Krieg involviert ist. Die Bundesregierung gab an, ihr sei aufgrund einer möglichen Schadensersatzforderung des Herstellers Krauss- Maffei Wegmann keine andere Option geblieben, als die Genehmigung zu erteilen. Dass Katar auch islamistische Terrorgruppen wie den Islamischen Staat und Al-Nusra“, die Al-Qaida Syriens, unterstützt spielte keine Rolle beim Geschäft.
Auch die Türkei kauft seit Jahren deutsche Rüstungsgüter, die nun gegen kurdische Zivilbevölkerung rigoros eingesetzt werden. Birgit Malzahn
Den HNA-Artikel finden Sie hier.